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The Amiga Future 167 was released on the March 5th.

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Wolf Dietrich

Description: Amiga Aktuell Ausgabe 9/97

Categories: [DE] Interviews

Link to this article: Select all

[url=https://www.amigafuture.de/app.php/kb/viewarticle?a=1923&sid=1f99ab5d9d6af38f00f60b1bf7d031a7]Artikeldatenbank - Wolf Dietrich[/url]

Michael Thaler hat das folgende Interview
mit Wolf Dietrich, dem Geschäftsführer von phase 5 digital products,
geführt und es mit freundlicher Genehmigung AMIGA aktuell für eine
Veröffentlichung zur Verfügung gestellt:


M.T. (Michael Thaler): Erzählen Sie uns erst einmal etwas über Phase5. Wie
ist die Firma entstanden? Wieviele Mitarbeiter hat sie im Moment? Auf was
sind Sie besonders stolz? Und wie sehen Sie die Zukunft von Phase5?

W.D. (Wolf Dietrich): phase 5 digital products wurde erst 1992 gegründet.
Gerald Carda und ich sind allerdings Amiga-Aktive der ersten Stunde, ebenso
wie viele unserer Mitarbeiter. Gerald Carda war unter anderem
mitbegründender Redakteur der ersten deutschen Amiga-Zeitschrift, der
KICKSTART; ich kam als freier Autor bei der dritten Ausgabe dazu, wo wir
uns auch kennenlernten.
Nach verschiedenen Tätigkeiten im Amiga-Bereich gründeten wir 1991 die
Advanced Systems&Software, die US-Produkte in Deutschland vertreiben
sollte. Als wir im Laufe des Jahres 1991 eigene Produktideen - für das
erste Blizzard 500 Turbo Memory Board - entwickelten, beschlossen wir,
die Entwicklung ab 1992 unter phase 5 digital products auszugliedern. Ab
1994 ist phase 5 dann als Hersteller und Vertrieb in den Vordergrund
getreten.

Das Unternehmen beschäftigt z.Z. 15 Mitarbeiter vor Ort und mehrere
externe Software-Entwickler, dies allerdings nach dem Weggang von drei
Mitarbeitern, die in der nahen Zukunft ersetzt werden. Darüber hinaus
ist eine kurzfristige Erweiterung der ASIC-Entwicklungsabteilung
vorgesehen und bereits in Arbeit. Darüber hinaus beschäftigt unser Ende
1996 gegründetes Fertigungsunternehmen weitere 5 Mitarbeiter und einige
Teilzeitkräfte.

Worauf sind wir besonders stolz? Dies ist eine schwere Frage. Wir sind
sicher stolz darauf, daß über 100.000 Anwender phase 5-Produkte
verwenden. Wir sind auch stolz auf die verschiedensten Innovationen,
die wir realisiert haben. Wir freuen uns über jeden einzelnen Kunden,
der eins unserer Produkte zu seiner Zufriedenheit einsetzt - und dazu
erhalten wir auch sehr viel positive Resonanz.

Wir sind bestrebt, phase 5 digital products als technologieführendes
Unternehmen auszubauen. Wir investieren die Unternehmenserträge nahezu
vollständig zurück in Forschung und Entwicklung. Es ist unser Ziel, das
Unternehmen im Bereich Chip- und System-Design als innovative
High-Tech-Firma zu etablieren. Dabei sehen wir - was die technische
Seite betrifft - den gesamten Prozess von der Idee bis zur Realisierung
(d.h. der Fertigung) eines Produkts als Einheit; insofern besteht
High-Tech für uns auch z.B. aus modernsten Fertigungstechnologien, die
wir hier an unserem Oberurseler Standort aufbauen und durchführen.


M.T.: Bevor wir zum Amiga kommen: Sie haben mit den Maccelerate!-Karten
auch Mac-Hardware entwickelt. Haben sich diese Karten gut verkauft?
Werden Sie auch in Zukunft Mac-Produkte produzieren?

W.D.: Wir haben die Maccelerate!-Karten mittlerweile recht gut am Markt
etabliert, obwohl im Verhältnis zur Verbreitung der Systeme wesentlich
weniger Mac-Kunden ihre Rechner mit Turbo-Karten aufrüsten, dies ist
dort (noch) nicht so gängig. Ja, wir werden auch in Zukunft Mac-Produkte
anbieten, wobei wir allerdings Produkte planen, die mit deutlich
geringerem Aufwand entwickelt werden können; d.h., solche Produkte sind
lediglich zusätzliche Umsatzträger, aber keine technologischen
Schlüsselprodukte. Wir können dabei allerdings auch Synergien für den
Amiga-Markt nutzen: Dadurch, daß wir bereits mehrere tausend
PowerPC604e-Karten für den Mac gebaut haben, haben wir a) bessere
Volumenpreise auch für die PowerUp-Karten, b) weitreichende
Design- und Fertigungserfahrung mit den modernen BGA-Prozessoren,
und c) zum Produktionsstart der PowerUps-Boards direkt ausreichende
Lager-Mengen an 604e-Prozessoren verfügbar.


M.T.: Was ist der Grund für die Verzögerung bei der Auslieferung der
PowerUp-Karten?

W.D.: Nun, es gab leider viele Verzögerungsgründe. Zu Beginn des Jahres
hatten wir personelle Umstellungen in der Entwicklungsabteilung, wobei auch
das PowerUp-Konzept noch einmal überarbeitet wurde. Die Entwicklung wurde
auf VHDL unter Synopsys und unter Verwendung vollständiger digitaler
Simulationsmodelle umgestellt. Dies hat uns einige zusätzliche Zeit
gekostet. Später, Ende Mai und durch den Juni hindurch hatten wir mit
den verschiedensten kleineren Design-Widrigkeiten zu kämpfen; die
Simulationen haben ab und an noch Fehler gezeigt, und die komplette
Spannungsversorgung mußte aufgrund Abweichungen der PPC-Prozessoren zu
den Spezifikationen neu designt werden. Infolge dieser und anderer
kleinerer Änderungen veränderte sich die Teileliste, worauf wir in
Beschaffungsprobleme mit einigen der neuen Komponenten gerieten. Zur
Zeit (31.07.97) unterziehen wir die endgültigen Prototypen im Labor
noch einmal umfangreichen Tests, und werden in wenigen Tagen in die
Produktion gehen. Da diese Woche auch die letzten fehlenden Teile
eintreffen sollen, dürften sich die ersten Anwender bereits in Kürze an
der Leistung der neuen CyberstormPPC begeistern können.

Parallel zur Hardware-Entwicklung haben wir übrigens auch intensiv an
Software-Lösungen gearbeitet, die die Leistung der PowerUps erhöhen
und die Erstellung von Software weiter vereinfachen. Ein wesentlicher
Bestandteil hierzu ist das neue Mesage-System, über das Tasks auf 68k
und PPC sehr schnell kommunizieren können. Insgesamt steckt in dem
Projekt jede Menge Arbeit, das darf man uns glauben.


M.T.: Um die ABOX ist es in letzter Zeit ziemlich ruhig geworden. Wird
an der ABOX noch entwickelt? Wie weit ist das Projekt
vorangeschritten? Gibt es vielleicht sogar schon erste Testmuster von
Caipirinha?

W.D.: Aber natürlich wird an der ABOX noch entwickelt. Dieses Projekt ist
für uns das absolute Schlüsselprojekt für die Zukunft des Unternehmens. Es
geht dabei neben den konkreten Produktzielen und der Vision auch um die
grundsätzliche Orientierung von phase 5. Wir wollen innovative HW-Produkte
entwickeln, und dies wird in der Zukunft nur noch auf Silizium-Ebene
möglich sein.

Wir haben weite Teile des Caipirinha-Designs realisiert und in Teilen
simuliert, haben allerdings gegenüber unserer Planung durch die
aktuellen PowerUp-Verzögerungen und die z.Z. etwas eingeschränkten
Ressourcen etwa drei Monate gegenüber unserem Zeitplan verloren. Unter
dem Eindruck, daß ab Mitte 1998 verschiedene neuere Technologien aktuell
werden - darunter eine neue PowerPC-Generation, die kommende
SDRAM-II-Generation und deutlich leistungsfähigere ASIC-Prozesse - haben
wir uns daher entschieden, die Design-Spezifikationen von Caipirinha
noch einmal vollständig zu aktualisieren. Damit erreichen wir, daß das
Produkt bei Erscheinen technologisch ausreichend fortschrittlich sein
wird, daß es als Basisprodukt eine Lebensdauer von 2-3 Jahren haben kann
- und seine Anwender für einen mindestens ebenso langen Zeitraum
vollkommen zufriedenstellen wird. Um dieses Ziel zu erreichen, werden
wir die Investitionen in und Ressourcen für das Projekt in der Zukunft
noch wesentlich verstärken. Es geht hier um die Realisierung von
Zukunftstechnologien.

Testmuster von Caipirinha wird es auch erst 1998 geben. In den nächsten
sechs Monaten wird der Chip weiterhin "nur" in der Form von
VHDL-Entwürfen und -Synthesen und digitaler Simulationen existieren.
Dies ist aber normal; bei Einmalkosten von mehreren hunderttausend Mark
für eine Handvoll Prototypen macht man logischerweise erst dann
Testmuster, wenn der Schaltungsentwurf 100% steht.


M.T.: Phase5 ist von AI als ein möglicher Partner für eine Zusammenarbeit
explizit erwähnt worden. Gibt es hierzu schon konkrete Pläne?

W.D.: Wir stehen in recht engem Kontakt mit AI, haben allerdings zur Zeit
(Ende Juli 97) noch keine konkreten Pläne zur Zusammenarbeit. Wir haben
für AI und Gateway 2000 im Mai eine Liste von Vorschlägen erarbeitet und
überreicht, wie und auf welchen Gebieten wir eine sinnvolle Kooperation
oder bestehende Technologien anbieten können, und müssen nun abwarten,
ob sich AI/Gateway 2000 dafür interessieren.


M.T.: Was hat sich für Sie geändert, seit Amiga Technologies von Gateway
2000 gekauft wurde? Planen Sie für das Betriebssystem immer noch eine
Eigenentwicklung, oder setzen sie auf eine Zusammenarbeit mit AI und
ein natives AmigaOS?

W.D.: Wir werden unsere Eigenentwicklung weiter verfolgen. Wir sind der
Auffassung, daß selbst ein natives AmigaOS in weiten Teilen neu
entwickelt werden muß, und haben hierfür und für den Übergang zu einem
solchen neuen OS klare Konzepte vorgeschlagen; wenn AI und Gateway 2000
diese Konzepte aufgreifen wollen, wäre sicher eine sehr fruchtbare
Zusammenarbeit möglich. Wenn man bei AI in der Zukunft ein anderes
Konzept verfolgt, so werden wir dieses mit Interesse beobachten und
sehen, ob diese Entwicklungen in der Zukunft eine zusätzliche Alternative
darstellen können; unsere eigenen Konzepte und Projekte (hardware- und
softwareseitig) werden wir in jedem Fall weiterverfolgen.


M.T.: Welche neuen Features (Speicherschutz, Multiprocessing...) müssen
Ihrer Ansicht nach unbedingt in einem neuen, nativen AmigaOS für die
ABOX enthalten sein?

W.D.: Ein OS besteht im wesentlichen aus dem Kernel, der Middleware und dem
User Interface. In all diesen Bereichen gibt es unterschiedliche
Anforderungen an Entwicklung und Innovation. Ein neues OS-Kernel
muß auf jeden Fall die folgenden wesentlichen Eigenschaften aufweisen:

- Multiprozessorfähigkeit
- Speicherschutz
- Schnelles präemptives Multitasking
- Multiuser-Fähigkeit
- Hohe Sicherheit und Stabilität
- Schnelle Antwortzeiten und niedrigen Ressourcenverbrauch (was natürlich
relativ ist)
- Virtual Memory
- Loadable Devices und Shared Libraries bzw. vergleichbare Mechanismen

Ich betone hierbei, daß ein neues OS diese Eigenschaften aufweisen MUSS,
nicht nur SOLLTE. Auch das OS eines innovativen Rechners, der in der
zweiten Hälfte 1998 verfügbar werden soll, muß sich an den Anforderungen
für das nächste Jahrtausend orientieren. Wir sehen allerdings, daß
hierfür bereits viel Arbeit getan worden ist, und wir das Rad nicht zum
zweiten oder dritten Mal erfinden müssen. Das Wissen um die
Anforderungen an ein modernes OS und die Wege zur Realisierung ist
mittlerweile so groß, daß es sich bei dessen Realisierung um eine
überschaubare Fleißarbeit handelt, bei der auch bereits in großem Umfang
auf erprobte SW-Technologien zurückgegriffen werden kann. Dies gilt in
weiten Teilen auch für die Middleware, bei der in großen Umfang auf
bestehende SW-Technologie zurückgegriffen werden kann.

Ein weiteres Thema ist das User Interface und die damit verbundenen
Funktionalitäten. Neben einer modernen und optisch ansprechenden, aber
auch intuitiven Bedieneroberfläche gibt es in diesem Bereich sicher eine
Vielzahl an Möglichkeiten, Innovation zu erbringen, die sich an den
Anforderungen kommender Applikationen orientieren.

Wichtig ist vor allem auch, daß ein System offen und flexibel ist, und
dadurch die Möglichkeiten der kreativen Anwendbarkeit nicht einschränkt.
Auch hier hat sich der Amiga immer hervorgehoben. Wir beabsichtigen in
jedem Fall, ein gleichermaßen offenes und kreatives System zu
realisieren.


M.T.: Planen Sie eine JAVA-Virtual-Machine für das nächste AmigaOS? Wie
sehen Sie den Ansatz von JAVA, und die Möglichkeit, damit
systemübergreifend Software nutzen zu können?

W.D.: Damit beschäftigen wir uns zur Zeit nicht. Ich denke nicht, daß wir
Hardware-Unterstützung für Java in die ABOX integrieren werden (wenn
dies benötigt würde, wäre es immer noch als günstiges Add-on machbar).
Eine Software-Unterstützung ist in unseren Augen eine Applikation, und
dafür sind Third Parties zuständig.

Grundsätzlich ist JAVA sicherlich nicht uninteressant, ich meine aber,
daß es derzeit etwas übertrieben hochgejubelt wird. In den
Netz-Anwendungen sehe ich auch einige Problematiken, für die Lösungen
geboten werden müssen. Ich persönlich finde es befremdlich, wenn z.B.
mein Browser beim Surfen im Netz auf Anweisung fremder Web-Seiten
Java-Applets lädt und startet, die irgend etwas auf meinem Rechner tun,
ohne daß ich darauf Einfluß habe - oder eventuell ohne daß ich es
bemerke.


M.T.: Planen Sie in Zusammenhang mit JAVA eventuell eine Zusammenarbeit
mit Haage&Partner?

W.D.: Wenn Haage&Partner in der Zukunft interessiert ist, für das kommende
ABOX OS und den Rechner selbst zu entwickeln, gerne. Aber das wird erst
noch aktuell.


M.T.: Laut Motorola-Datenbank hat Phase5 eine MacOS-Lizenz. Ist eine
Umsetzung von MacOS für PowerUp bzw. die ABOX geplant?

W.D.: Jetzt bin ich etwas überrascht. Wir haben niemals eine Mac-OS-Lizenz
beantragt oder erworben. Zeitweilig war im Gespräch, daß Motorola
eventuell selbst solche Lizenzen - ggfs. auch mit verkauften PowerPC-
Prozessoren - vergeben könnte; diese Angelegenheit wurde aber nicht
weiter verfolgt. Sollten wir automatisch und umsonst eine Mac-OS-Lizenz
erhalten haben, wäre dies wirklich verwunderlich. Ich denke, hier
handelt es sich eher um einen Datenbank-Irrtum.

Wir werden sicherlich die Lauffähigkeit von MacOS unter der ABOX
fördern. Da wir uns aber mit dem ABOX-Design nicht den Einschränkungen
der CHRP-Richtlinie oder möglichen APPLE-Richtlinien unterwerfen werden,
wird dies nicht über Anpassung an diese Specs und Lizensierung des MacOS
erfolgen. Wir erwarten eher, daß es leistungsfähige Emulatoren geben
wird, wie es heute schon auf dem Amiga der Fall ist - ohne daß der Amiga
eine den CHRP- oder Apple-Spezifikationen entsprechende HW-Architektur
ist.


M.T.: Es wurde angekündigt, auch Linux und NetBSD für die ABOX zu
entwickeln. Werden diese Betriebssysteme noch entwickelt? Und wann
werden sie erhältlich sein? Werden sie eventuell auch für PowerUp
erhältlich sein?

W.D.: Ob eine NetBSD-Unterstützung für PowerUp in Arbeit ist, kann ich zur
Zeit gar nicht sagen. Linux-Portierungen sind auf jeden Fall in
Arbeit, hier haben wir einigen Entwicklern Unterstützung durch
PowerUp Developer Boards geleistet. Wir gehen davon aus, daß zumindest
eine Linux-Umsetzung für PowerUp kurzfristig verfügbar wird. Damit wird
diese dann automatisch auch für die ABOX verfügbar sein; allerdings
wird das ABOX OS ja auch auf einem X-Kernel aufbauen, so daß auf der
ABOX eine engere Integration möglich sein wird.


M.T.: Es ist angekündigt worden, einen Spin-Off der Caipirinha-Technik
auf der CybervisionPPC zu verwenden. Jetzt kommt doch der
Permedia-Chip zum Einsatz. Welchen Grund hat das?

W.D.: Das Produkt auf Basis des Permedia2-Chips ist ein kommerzielles
Produkt, das wir schneller liefern können als den Caipirinha-Spin-Off.
Letzteres werden wir sicher später auch noch realisieren, aber bewußt als
Produkt für Entwickler, die bereits im Vorfeld für die ABOX entwickeln
wollen. Mit der Permedia2-Grafikkarte können wir eine der extrem hohen
Leistung der PowerUp-Boards adäquate Grafiklösung anbieten, dies ist
wichtig für die Nutzbarkeit des Produktes. Ein Großteil der kommerziellen
Anwender hat von dieser Karte, die auch ein sehr gutes
Preis/Leistungsverhältnis aufweist, einen größeren Nutzen in der
praktischen Anwendung.


M.T.: Village-Tronic hat mit Picasso96 ein Konkurrenzprodukt zu
CyberGraphX geschaffen. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Was wird sich
als Standard etablieren?

W.D.: Ich denke, daß sich CyberGraphX sehr gut als Standard etabliert hat.
Wir sehen Picasso96 nicht wirklich als "Konkurrenz", da wir CyberGraphX
nicht länger als kommerzielles Produkt anbieten. Ich denke, daß der
Leistungsumfang und die Produktpflege in der Zukunft entscheiden wird,
und dabei sehe ich ganz klare Vorteile für CyberGraphX. Dies liegt
natürlich auch darin begründet, daß wir in verschiedenen
Schlüsseltechnologien engagiert sind (Prozessorkarten, Grafikkarten,
sowie die Entwicklung der ABOX-Hardware und -Software) und dadurch auch
viele neue Technologien gut einbringen können.


M.T.: Sie haben mit PowerUp, der CybervisionPPC und der ABOX in nächster
Zeit eine ganze Menge vor. Planen Sie neben diesen Produkten noch
andere?

W.D.: Nein, außer kleineren Projekten für den Apple, die mit geringem
Aufwand bzw. teilweise als Spin-Off der Amiga-Entwicklungen realisiert
werden können, haben wir keine weiteren Produktpläne. Die PowerUp-
Produktlinie mit all ihren Variationen hat zur Zeit unsere volle
Aufmerksamkeit, danach wird als Schlüsselprojekt die ABOX-Entwicklung
intensiviert und vorangetrieben.


M.T.: Apple, ein Mitbegründer von CHRP hat angekündigt, keine
PowerPC-Plattform-Rechner zu entwickeln. Wie sehen Sie die Zukunft
dieses Standards? Warum sind Sie mit der ABOX von Anfang an einen
eigenen Weg gegangen?

W.D.: CHRP ist ein Standard-Design, das komplett auf Standard-Komponenten
aufbaut. Im Endeffekt sind es Standard-PCs mit einem PowerPC statt einem
Pentium als Prozessor. So etwas zu bauen, ist keine große Kunst;
Referenzdesigns und alle notwendigen Komponenten sind verfügbar. Es ist
aber ein Design, das von Apple und der PowerPC-Allianz gepusht wurde, um
PowerPC-Rechner mit Wintel-Rechnern konkurrenzfähig zu machen - über den
Preis. Man muß sich darüber im klaren sein, daß die wesentliche
Eigenschaft des CHRP-Konzepts der (vermeintlich) günstige
Herstellungspreis auf Basis der Standard-Komponenten ist, und nicht etwa
ein besonders leistungsstarkes und innovatives Design.

Das Problem dabei ist allerdings, daß sich dieser Preisvorteil nur
realisieren läßt, wenn man als Hersteller mehrere hunderttausend Systeme
im Jahr fabriziert und verkauft - und das auf Kosten der Leistung. Wir
wollten keine Kompromisse bei der Leistung und beim Systemkonzept der
ABOX machen, und haben daher die Entwicklung eines eigenen Custom-Chips
geplant und mittlerweise begonnen. Bereits frühzeitig während der
Planung hat sich dabei gezeigt, daß z.B. bei einer Jahresproduktion
zwischen 25.000 und 50.000 Systemen mit der Custom-Technologie
wesentlich höhere Leistung zu niedrigerem Preis möglich wird als mit
Standard-Technologie.


M.T.: Wieso entwickeln Sie noch immer für den Amiga-Markt? Welchen Weg
wird der Amiga-Markt Ihrer Meinung nach gehen?

W.D.: Weil wir das Konzept des Amiga allen anderen Systemen vorziehen.
Zugegeben, wir sehen, daß es technisch in die Jahre gekommen ist, und
daß es in Hardware wie in Software erheblich modernisiert werden muß.
Welchen Weg der Amiga selbst geht, hängt derzeit wieder von Amiga
International ab. Hier ist offen, ob und wann neue Amigas kommen und wie
diese aussehen. Der Amiga-Markt hängt nach meiner Meinung stark von der
Innovation der bestehenden Firmen und dem Angebot ab. Wir sind der
Auffassung, daß der Markt solange aktiv bleibt, wie dem Amiga-User neue
und interessante Produkte angeboten werden. Und dafür werden wir in
jedem Falle mit unseren aktuellen Aufrüstungsprodukten und mittelfristig
unseren ABOX-Systemen Sorge tragen.


M.T.: Was wollen Sie den Amiga-Usern noch ganz persönlich mitteilen?

W.D.: Ich freue mich persönlich, daß es noch immer so viele aktive
Amiga-Anwender gibt, weil dies zeigt, daß es eine große Zahl kreativer
User gibt, die das System, das Konzept und die Möglichkeiten, die man
damit hat, zu schätzen wissen. Danken möchte ich all den Anwendern,
die uns mit großer positiver Resonanz und vielen tausend emails,
Briefen und Faxen zu unserem ABOX-Projekt in unserer Vision und
unseren Zielen bestätigt haben. Wir können versprechen, daß wir alles
tun werden, um den hohen Erwartungen in unsere Projekte gerecht zu
werden.